- Wenn Paare sich verlieren -
- Christine Brenner
- 27. Jan.
- 3 Min. Lesezeit
Ursachen, Dynamiken und Wege zurück zueinander

In jeder Partnerschaft gibt es Phasen der Nähe und der Distanz. Autonomie und Bindung, ein
menschliches Grundbedürfnis. Somit natürlich auch ein Thema für Paare.
Der Verlust von Nähe in der Beziehung passiert meist nicht von heute auf morgen.
Doch was passiert, wenn sich Paare langfristig verlieren – emotional, kommunikativ oder
körperlich? Das „Verlieren“ in der Partnerschaft geschieht oft schleichend und hängt mit einer
Kombination aus individuellen, kommunikativen und äußeren Faktoren zusammen.
In diesem Beitrag möchte ich einen Blick auf die Ursachen, Dynamiken und mögliche Wege
zurück zu einer erfüllten Beziehung werfen.
Warum verlieren sich Paare?
#1 Kommunikationsprobleme
Kommunikation gilt als zentraler Pfeiler jeder Beziehung. Studie zeigen, dass negative
Kommunikationsmuster wie Kritik, Verachtung, Abwehrhaltung und Mauern, auch
bekannt unter „apokalyptische Reiter“, besonders destruktiv sind. Paare, die
regelmäßig in diese Muster verfallen, haben ein erhöhtes Risiko, sich voneinander zu
entfremden.
Negative Kommunikation belastet eine Beziehung enorm
Die Erfahrung aus meiner Praxis ist, dass ca. 90% der Paare, die zu mir kommen,
Kommunikationsprobleme haben. Leider lernen viele Menschen weder im Elternhaus,
noch in der Schule wie gute Kommunikation geht. Aber auch als Erwachsene, ist es
noch möglich, respektvolle, konstruktive und verbindende Kommunikation zu lernen.
#2 Fehlende Intimität
Intim sein, bedeutet für mich miteinander vertraut sein. Das kann sowohl körperlich,
als auch emotional sein. Wenn Paare aufhören zärtlich miteinander zu sein, sich ihre
inneren Gedanken, Ängste und Wünsche mitzuteilen, entsteht eine Distanz, die schwer
zu überbrücken ist. Wenn die emotionale Nähe abhandenkommt, dann ist das oft der
erste Schritt zur Entfremdung.
#3 Unterschiedliche Lebensziele und Werte
Paare, die sich in grundlegenden Lebensfragen wie Karriere, Kinder oder Lebensstil
nicht einig sind, laufen Gefahr, sich auseinanderzuleben. Unterschiede, die am Anfang
einer Beziehung oft unwichtig erscheinen, können später zu schwerwiegenden
Konflikten führen.
#4 Stress und äußere Belastungen
Chronischer Stress durch Arbeit, Gesundheit, finanzielle Sorgen oder familiäre
Probleme führt oft dazu, dass Partner:innen sich gegenseitig weniger Aufmerksamkeit
schenken.
#5 Unaufgearbeitete Konflikte
Wenn Konflikte nicht gelöst werden, sondern immer wieder unter den Teppich gekehrt
werden, entsteht eine emotionale Kluft. Menschen gehen mit Verletzungen
oft ganz unterschiedlich um. Über die Zeit führt das Ungelöste zu Resignation, einem
Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Rückzug auf den verschiedensten Ebenen
Die Dynamik des Sich-Verlierens
Das Verlieren in der Partnerschaft geschieht meist nicht plötzlich, sondern in Phasen:
Die Phase der Vernachlässigung: Kleine Verletzungen oder Missverständnisse
bleiben unausgesprochen. Paare beginnen, weniger miteinander zu teilen und bauen
unbewusst Mauern auf.
Die Phase der Distanz: Partner:innen fühlen sich nicht mehr gesehen oder wertgeschätzt.
Sie ziehen sich zurück und suchen möglicherweise außerhalb der Beziehung nach
Erfüllung, sei es durch Freunde, Hobbys oder Arbeit.
Die Phase der Resignation: An diesem Punkt haben sich Paare so weit voneinander
entfernt, dass sie kaum noch an die Möglichkeit glauben, die Beziehung zu retten.
Emotionale oder auch physische Trennung kann dann oft der nächste Schritt sein.
Wege zurück: Was Paare tun können
Die gute Nachricht ist: Paare können sich wiederfinden, wenn beide bereit sind, an ihrer Beziehung zu arbeiten.
Hier sind einige Strategien:
Emotionale Standorte aktualisieren
Wo bist Du gerade, wo ich? Wie geht es Dir wirklich, wie mir? Es ist entscheidend,
dass Partner:innen ein tiefes Verständnis für das Leben und die Gedanken des anderen
haben. Regelmäßige, offene Gespräche über Gefühle, Ziele, Ängste und Wünsche
können helfen, wieder eine Verbindung aufzubauen.
Positive Interaktionen fördern
Glückliche Paare teilen viel Gutes miteinander. Wertschätzung, Aufmerksamkeit,
Interesse, Nachfragen, Humor, Zärtlichkeit tragen dazu bei sich wieder näher zu
kommen.
Konflikte konstruktiv lösen
Statt Vorwürfe und Schuldzuweisungen, sollten Paare üben, ihre Bedürfnisse klar zu
formulieren. Aktives Zuhören und Respekt für die Sicht des Gegenübers, sind
Grundvoraussetzung um Streits, die in jeder Beziehung auftreten, gut lösen zu lernen.
Gemeinsame Zeit schaffen
Regelmäßige „Quality Time“, kleine Inseln, ohne Ablenkungen wie Handys, Medien oder
Kinder hilft, die Beziehung zu stärken. Einfache Rituale wie gemeinsame
Spaziergänge oder ein wöchentliches Date können wirklich Wunder wirken.
Therapie und Unterstützung suchen
Professionelle Paartherapie kann helfen, festgefahrene Muster zu durchbrechen und
neue Wege zu finden, miteinander umzugehen. Laut der APA (Amerikanische
Psychologische Vereinigung) berichten 75% der Paare, die eine Therapie machen,
über eine deutliche Verbesserung ihrer Beziehung.
Fazit:
Das Sich-Verlieren in einer Beziehung ist oft ein schleichender Prozess, aber kein
unvermeidliches Ende. Mit Bewusstsein, Kommunikation und aktiver Arbeit an der Beziehung können Paare wieder zueinanderfinden. Indem sie sich ihren eigenen Mustern und Dynamiken stellen, können sie nicht nur ihre Beziehung retten, sondern diese oft auch auf eine ganz neue, tiefere Ebene bringen.
Eine starke Beziehung braucht Pflege und manchmal ist der erste Schritt einfach, wieder
miteinander ins Gespräch zu kommen.
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Herzliche Grüße
Christine Brenner
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