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- Männer und Psychotherapie -

Aktualisiert: vor 6 Tagen

Dieses Thema bleibt oft im Verborgenen, hat aber für viele Paare eine große Relevanz.


In einer Welt, die oft von dem Druck geprägt ist, stark, unerschütterlich und unabhängig zu sein, kann es für Männer eine Herausforderung sein, sich einzugestehen, dass sie Hilfe benötigen.

Doch die Realität ist, dass wir alle Momente der Verwundbarkeit durchleben und es mutig und weise ist, wenn wir uns dafür entscheiden, sie anzuerkennen und anzugehen.

In der heutigen Gesellschaft ist der Begriff „Therapie“ nicht mehr so tabuisiert wie früher.


Dennoch besteht nach wie vor eine gewisse Scheue, besonders unter Männern, sich einer Therapie zu unterziehen.


Physiotherapie ja bitte, aber Psychotherapie nein danke!


Die Zurückhaltung hat verschiedene Ursachen, von unserer Sozialisierung, gesellschaftlichen Erwartungen, bis hin zu persönlichen Überzeugungen. Es ist an der Zeit, dieses Stigma zu durchbrechen und anzuerkennen, dass Männer genauso von Therapie profitieren können wie Frauen.


Bis ein Mann Psychotherapie annimmt, braucht es oft viel


#1 Einige Statistiken :

  • Die Suizidrate ist bei Männern in Europa 4x höher als bei Frauen

  • Männer haben eine höhere Prävalenz von Subtanzmissbrauch und Suchtproblemen im Vergleich zu Frauen. Dies kann mit traditionellen Vorstellungen von Männlichkeit zusammenhängen, die den Missbrauch von Substanzen tolerieren oder sogar glorifizieren.

  • Oft versteckt sich hinter einer Suchtkrankheit bei Männern auch eine Depression. Diese zeigt sich häufig in anderen Symptomen, als bei Frauen, z.B. in Aggression und riskantem Verhalten. Dies führt zu einer höheren Rate unerkannter und unbehandelter Depressionen.

  • Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Männer sind häufiger traumatischen Ereignissen wie Krieg, Gewalt oder Naturkatastrophen ausgesetzt, was zu einer höheren Prävalenz von PTBS bei dieser Gruppe führen kann.

Selbst ist der Mann!


  • Die Wahrscheinlichkeit, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist bei Männern um fast 30% geringer. Sie verlassen sich eher auf Selbsthilfestrategien.

  • Männer neigen dazu, sich erst dann Hilfe zu suchen, wenn ihre psychischen Probleme schwerwiegender sind oder sich physisch manifestieren, beispielsweise durch Alkoholmissbrauch oder riskantem Verhalten.


#2 Ursachen, warum Männer Therapie meiden


Die Ursachen sind vielfältig.

Für viele Männer bedeutet sich helfen lassen, an sich selbst zu zweifeln, sich verändern zu

müssen, Schwäche zugeben.

Dies widerspricht ihrem Selbstbild vom unbeugsamen, unabhängigen und die Kontrolle

innehabenden Mann.

Probleme verschweigt man und macht sie mit sich selbst aus. Irgendwie kommt man schon

klar.

Traditionell werden Männer häufig dazu erzogen, ihre Gefühle zu verbergen und stark zu

sein, selbst in den schwierigsten Zeiten.


"Schon mein Vater ist mit Gefühlen sehr sparsam umgegangen"


In meiner Praxis berichten viele Männer von prägenden Sätzen, die sie entweder direkt in

ihrer Kindheit gehört haben, oder die ihnen gesellschaftlich vermittelt wurden.


Diese Sätze lauten:

  • Ein Mann muss stark sein

  • Ein Mann zeigt keine Schwäche

  • Ein Mann hält durch und muss alles unter Kontrolle haben

  • „Stell dich nicht so an“

  • „Du willst doch nicht so weich sein, wie ein Mädchen“

  • „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“

  • Uvm


Diese Vorstellung von Männlichkeit hat dazu geführt, dass viele Männer zögern, sich

verwundbar zu zeigen oder Hilfe zu suchen, selbst wenn sie innerlich kämpfen.

Dieses kulturelle Stigma hat zur Folge, dass Männer sich isolieren, ihre Probleme

herunterspielen oder versuchen, sie alleine zu bewältigen, was oft zu weiteren

Komplikationen führt.


Wann ist man ein Mann?


Oft haben sich Bilder in männlichen, aber auch weiblichen Köpfen festgesetzt wie:

Männer sind: Tapfer, mutig, stark, handlungsorientiert, sorgend, zielstrebig und nicht schnell aufgebend. Das sind sie,

ABER

Sie sind auch verletzlich, sensibel, traurig, ängstlich, überfordert, unsicher, uvm.


Weitere Gründe für die Hemmung Therapie zu nutzen, sind laut Forschung auch die Art und

Weise, wie Therapie gestaltet wird, oder zumindest die Annahme davon.

Viele Männer wünschen sich leinen männlichen Therapeuten, worin leider ein Mangel

herrscht.

Dieses Psychogelaber brauche ich nun wirklich nicht


Es gibt auch Zweifel an der Wirksamkeit therapeutischer Verfahren. Männer wünschen sich

weniger Reden und mehr konkrete Handlungsanweisungen und Vorschläge.

Sie wollen kein „Psychogelaber“, sondern klare Worte und das Aufzeigen von

Handlungsschritten.

Sie möchten gefordert, ermutigt und auch wertgeschätzt werden. Sie wollen selbst

entscheiden, über was sie sprechen möchten, keine Hierarchie.


#3 Vorteile von Therapie für Männer:


  • Therapie bietet Männern einen sicheren Raum, um über ihre Gefühle, Ängste und Herausforderungen zu sprechen, ohne sich verurteilt oder schwach zu fühlen.

  • Ein kompetenter Therapeut oder Therapeutin kann helfen Probleme zu identifizieren und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

  • Das kann dazu beitragen, negative Verhaltensmuster zu durchbrechen, Beziehungen zu verbessern und insgesamt die Lebensqualität zu steigern.

  • Therapie hilft die Kommunikationsfähigkeit zu verbessern und gesündere Beziehungen aufzubauen. Viele Männer haben Schwierigkeiten ihre Gefühle angemessen auszudrücken oder Konflikte konstruktiv zu lösen.

  • In der Therapie können sie lernen, ihre Bedürfnisse klar zu kommunizieren und effektive Wege zu finden, mit anderen zu interagieren.

  • Dabei können auch männliche Vorbilder einbezogen werden, die ihre eigene Erfahrung mit Therapie teilen. Prominente Persönlichkeiten, Sportler und andere öffentliche Figuren, die männlichen Mut zeigen, sich Hilfe suchen und darüber sprechen.


#4 Männer und Paartherapie?


Auch dafür öffnen sich Männern oft schwer.

Frauen leiden oft im Stillen oder erreichen ihren Mann mit dem Anliegen sich gemeinsam

Hilfe von Außen zu holen, nicht.


Männer brauchen häufig irgendeine Form von Not und Druck


Und es braucht, bis vielleicht sogar der Mann den ersten Schritt in die Paartherapie macht:

  • Ein drohendes Beziehungsende

  • Einen drohenden burnout

  • Dass die Partnerin so an ihre Grenzen stößt und erheblichen Druck macht


Männer geben Gefühlen wie Trauer und Angst oft nicht gerne Raum und reagieren häufig erst dann, wenn der innerliche oder äußerliche Druck sehr hoch ist.


Die Wirksamkeit von Systemischer Paartherapie ist belegt

Das ist so schade, da erwiesen ist :

  • Je früher Paare sich , auch bereits ihren kleinen Beziehungsproblemen widmen, desto größer ist die Chance auf einen guten Wandel hin zu Zufriedenheit für Beide, mehr Nähe, Verbundenheit und Entspannung.

  • Studien zeigen, dass Männer genauso wie Frauen von Beziehungsproblemen betroffen sind. Kommunikationsprobleme, Konflikte, Untreue und andere Herausforderungen können das Wohlbefinden von Männern in Partnerschaften stark beeinträchtigen.

  • Paartherapie kann dazu beitragen, eine positive Beziehungskultur zu fördern, die auf gegenseitigem Respekt, Unterstützung und emotionaler Intimität basiert.


Insgesamt ist Paartherapie eine wertvolle Ressource für Männer, die ihre Beziehung

verbessern und ihr persönliches Wachstum fördern möchten.

Ich erlebe in meiner Praxis sehr oft, dass Männer anfangs skeptisch und dann froh waren, sich und ihrer Beziehung mit der Therapie einen großen Nutzen ermöglicht zu haben.

Es ist wichtig, das Stigma um Männer und Hilfe in Beziehungsfragen zu überwinden und anzuerkennen, dass jeder –unabhängig vom Geschlecht- von professioneller Unterstützung profitieren kann.



Herzliche Grüße

Christine Brenner


 

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