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Mutter sein in Zeiten von Corona

Dass Corona wirklich viele Menschen und Wirtschaftszweige trifft, ist uns klar.

Vielen Institutionen werden Gelder und Hilfe zugesagt.

Aber wie steht es eigentlich um die „Institution“ MUTTER?

Was Frauen in dieser Krise erneut leisten finde ich unglaublich.

Auch wenn sich sicher in der klassischen Rollenzuteilung inzwischen viel bewegt hat, so leisten Frauen doch nach wie vor 2/3 der unbezahlten Arbeit.

Viele Mütter tragen die Hauptlast bei den Corona Maßnahmen:


Sie jonglieren zwischen ihrer Berufstätigkeit, home office, Haushalt und home schooling und geraten dabei nicht selten an ihre absolute Belastungsgrenze.

So ist die tägliche Arbeitszeit nur in der Familie mit Kindern unter 16 auf über 8 Stunden gestiegen, die allgemeine Arbeitszeit auf 14 Stunden.

Nach Einschätzung von Manuela Barišić von der Bertelsmann Stiftung „deutet vieles darauf hin, dass sich die Ungleichheitsdynamiken zwischen Männern und Frauen auf dem Arbeitsmarkt verschärfen werden“.

Jetzt schon sind mehr Frauen als Männer von Jobverlusten betroffen, auch weil sie z.B. in den Branchen Hotel, Tourismus und Verkauf tätig sind.

Neben den rein organisatorischen Aufgabe, die es zu stemmen gilt, bleiben sie auch wenn die Väter mehr zuhause sind, Ansprechpartner Nummer 1 für die Kinder.

Das bedeutet, dass sie neben Familienmanagerin auch stark die emotionalen Belastungen der Coronakrisen begleiten und halten müssen.

Wenn überhaupt haben die Kinder inzwischen nur täglich 2-3 Stunden Unterricht, oder im wöchentlichen Wechsel, was bei mehreren Kinder zusätzliche Planungen und Organisation hervorbringt und den Familienalltag weiter durcheinander bringt.

Familien in welchen die Erwerbstätigkeit der Väter hoch ist, weil sie z.B. in Krisenstäben arbeiten, tragen die Frauen noch mehr die Care Arbeit.

Und dann will ja auch noch die eigene Berufstätigkeit geleistet werden.

Viele Familien haben mit existenziellen Ängsten zu kämpfen. Finanzielle Sorgen sind bei Frauen während der Pandemie noch stärker gestiegen als bei Männern.

Das liegt daran, dass sie entweder berufsbedingt ein kleineres Einkommen haben, oder als Mütter in Teilzeit sind, erklärt Soziologin Bünning.

Besonders schwierig ist die Situation natürlich für Alleinerziehende- meist Mütter.

"Alle Versprechen, die vor der Krise gegeben wurden, sind wie ein Kartenhaus zusammengefallen. Es hieß 'Frauen, ihr könnt Kinder und Karriere haben, der Staat kümmert sich um die Betreuung'. Das ist von einem Tag auf den anderen weggefallen. Da wurden die Eltern bei der Lösung ziemlich allein gelassen und die Frauen mussten zurückstecken."

Das bringt mit sich, dass die Arbeitszufriedenheit bei Eltern stärker abnimmt, als bei Kinderlosen. Und bei Müttern noch mehr als bei Vätern.

Was echt erfreulich ist, dass laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, das Mehr an Kinderbetreuung, welches Millionen Familien wegen der Schul- und Kitaschließungen schultern mussten, sich Mütter und Väter relativ fair teilen.

Da gibt es für viele Paare ein klares Zusammenhalten und Zueinander stehen, sich unterstützen und die Krise wirklich gemeinsam meistern.

Schön, dass es in vielen Familien auch durch die Kurzarbeit zu einer aktiveren Vaterrolle kommt, wie zum Beispiel in der Gastronomie.

So bietet das Zusammenleben zu Hause unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie auch die Chance für wachsendes Verständnis der Abläufe und neue Abmachungen.

Die Wissenschaftlerin Manuela Barišić : „Da zurzeit auch viele Männer und Väter von zu Hause arbeiten und sehen, was Frauen und Mütter an Care-Arbeit leisten, könnte dies zu einer wichtigen Erfahrung werden und einen kulturellen Wandel einläuten.“ Um langfristig nachhaltige Veränderungen zu erzielen, müsse dieser allerdings durch eine Reihe institutioneller Rahmenbedingungen flankiert werden – vom Ausbau qualitativ hochwertiger Kinderbetreuung bis zu Anreizen im Steuersystem.

"Die Politik bemüht sich um Perspektiven. Die Situation von Eltern und Kindern ist mittlerweile präsenter. Aber die Öffnung von Kitas und Schulen wird oft im selben Atemzug genannt wie die Fortsetzung der Fußball-Bundesliga. Wir haben also im öffentlichen Diskurs eine Schieflage zulasten der Eltern. Ganz anders ist es in Skandinavien. Dort ist Geschlechtergleichstellung viel stärker verankert, stehen die Bedürfnisse von berufstätigen Eltern und Kindern an erster Stelle. Dänemark hat als erste Lockerungsmaßnahme Kitas und Schulen wieder geöffnet."

Was gibt es nun an kleineren und größeren Möglichkeiten für Eltern, besonders aber für Mütter ihre Kräfte zu erhalten und diese Krise ohne totale Erschöpfung zu überstehen:

  • Ein wichtiger Punkt ist das Thema Grenzen. Auch Kinder dürfen lernen, dass die Mama jetzt mal eine viertel Stunde Auszeit braucht. Je nach Alter der Kinder ist es auch gut den Raum zu verlassen und sich die Zeit für eine kurze Meditation, Atem- oder Yogaübung zu gönnen. Oder schlichtweg um eine Tasse Tee oder Kaffee in Ruhe und ungestört zu trinken.

  • Zu lernen Zeiten, wenn auch Kurze, gezielt für sich zu nutzen, hilft Kraft zu tanken.

  • Ebenso wenn der Partner da ist, sich eine Zeit für sich zu nehmen. Das Haus zu verlassen, sich mit Freundinnen zu treffen, zum Sport zu gehen, kreativ zu sein, oder nur einen Spaziergang zu machen, braucht manchmal etwas Überwindung. Der Nutzen ist aber oftmals schnell und deutlich spürbar.

  • Es gilt, die kurzen Verschnaufpausen wirklich bestmöglich zu nutzen. Also nicht, sobald etwas Luft ist, diese wieder mit einer nächsten Tätigkeit zu füllen. Innehalten, kurz bewusst aussteigen, ist so enorm wichtig und manchmal so schwer.

  • Den Start in den Tag mit 15-30 Minuten für mich zu planen, gibt dem Anfang gleich eine andere Ausrichtung.

  • Insgesamt wichtig wäre es eine Tagesstruktur zu erhalten und auch Verantwortlichkeiten für jeden zu installieren. Schon die Kleinsten können kleine Aufgaben übernehmen.

  • Ruhe bewahren und immer wieder einen Fakten check durchführen.

  • Auch Rückzugsräume sind im Moment ganz besonders wichtig. Dazu muss die Wohnung vielleicht etwas umstrukturiert werden. Z.B. eine Spielzone, einen Lernplatz, einen Home Office Bereich einrichten.

  • Und immer wieder Durchatmen

  • Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit sich innerhalb der Nachbarschaft zu helfen, inzwischen ist das ja wieder erlaubt.

  • Und…Wir Frauen brauchen Frauen! Sich auszutauschen, sich zuhören, miteinander lachen, vielleicht auch weinen, ist so wichtig und hilfreich.

Es ist uns allen klar: Es müsste sich so viel ändern, damit wir von wirklicher Gleichberechtigung sprechen könnten. Wirkliche Wertschätzung ob materiell, gesellschaftlich und privat für das was Mütter täglich leisten.

Da ist es in erster Linie wichtig, dass wir uns diese Wertschätzung zunächst selbst geben und uns mehr und mehr Bedingungen schaffen, die unseren Alltag und unser Leben als Mütter erfüllend und schön machen.

Das ist für mich eindeutig möglich und beginnt auch mit der Reflexion meiner ganz persönlichen Situation.

  • Wie viele kleine Möglichkeiten gäbe es täglich Kraft zu tanken und wie viele nutze ich wirklich?

  • Wie gut habe ich auch in dem Miteinander mit meinen Kindern, mich selbst als Mutter mit im Blick?

  • Wie gut darf es mir gehen? Gibt es da auch Stolpersteine neben all den realen täglichen Herausforderungen, die ich mir selbst in den Weg stelle? Aus alten Mustern heraus?

Bleibt nicht stehen und gefangen darin, sondern sucht Euch einen Weg hinaus.

Für mich war der entscheidende Schritt zu mehr Zufriedenheit, wirklich bei mir selbst anzufangen. Mir war klar, es gibt so viel Ungerechtigkeit für die es im Kleinen und im Großen sich einzusetzen gilt.

Aber direkt erstmal mich um meine ganz persönliche Situation zu kümmern, ist aus meiner Sicht das Wichtigste.

Die Krise hat das Arbeits- und Familienleben der Menschen in Deutschland auf alle Fälle grundlegend verändert.

Ob evtl. ein kultureller Wandel eingeläutet ist, gilt es abzuwarten.

Es bleibt spannend, vor allem auch zum bevorstehenden Schulstart.

Liebe Mütter,

ich wünsche Euch unendlich viel Geduld, viel Kraft und eine große Portion Liebe, vor allem für Euch selbst.

Eure

Christine

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